typische Habitusformen
Für die meisten Gartenbesitzer ist es eine Selbstverständlichkeit, selbst einen Baum im Garten pflanzen zu wollen. Allerdings ist bei der Auswahl seines Baumes oder seiner Bäume (bei entsprechend junger Ware) selten schon abzusehen, welche Kronenform sich im Laufe der Jahre daraus entwickeln wird. Bei Nichtbeachtung der Habitusformen und des Kronenvolumens, entwickeln sich oftmals erst nach Jahren erkennbare Pflanzfehler, die man mit genügend Sachkenntnis hätte vermeiden können. Schauen wir uns daher einmal an, welche Habitusformen es gibt und welche für uns und unseren Garten die passende ist.
Was ist der Habitus?
Wenn man vom Habitus spricht, so ist damit die Summe aller Eigenschaften eines Baumes, einer Pflanze, eines Tieres oder eines Menschen gemeint. Beim Baum betrifft dies z. B. seine typische Höhe, sein Astbild und seine Wuchs- und Kronenform. Dazu gehört aber auch, wie er sich im Laufe der Zeit und in den verschiedenen Jahreszeiten verändert. Ebenfalls die Blütenfarbe, die Fruchtform und auch die Farbe der Rinde kann man als Merkmale mit zum Habitus zählen. Der Habitus ist somit gleichzusetzen mit dem Gesamterscheinungsbild und leitet sich vom lateinischen Wort 'habere' ("haben", "Gehaben", bzw. "an sich tragen") ab. Der Begriff Habitus begegnet uns nicht nur in der Biologie, sondern auch in der Soziologie und beschreibt einfach gesagt die äußere Erscheinungsform eines Lebewesens. Dank des Habitus können wir beispielsweise Familien oder Gattungen von Bäumen, Pflanzen und Pilzen bestimmen.
Etliche Bäume und Pflanzen tragen sogar schon einen ersten Hinweis auf ihren Habitus, also ihre Wuchsform und ihr Erscheinungsbild, im Namen versteckt. So findet man beispielsweise botanische Begriffe wie "columnaris" (dt. säulenförmig), "pendula" (dt. Pendel) oder "fastagiata" (dt. spitz nach oben wachsend / säulenförmig), welche uns im Vorfeld verraten, wie sich die Wuchsform des Baumes ausbilden wird. Mehr Informationen zu der Schreibweise der Pflanzennamen und was sie uns im im Vorfeld verraten können, haben wir in diesem Artikel zusammengestellt.
Baum zurecht modellieren?
Auch wenn der Habitus uns "vorgibt", wie die Wuchsform eines Baumes oder einer Pflanze sein wird, so konnte sich der Mensch es nicht nehmen lassen, hier wieder einmal in die Natur einzugreifen und dank verschiedenster Hilfsmittel die Wuchsformen zu beeinflussen oder gänzlich zu verändern. In Baumschulen wird dies ganz natürlich praktiziert und gehört routinemäßig zur Züchtung dazu. Für die Gartengestaltung ist dies natürlich auch wünschenswert, da man somit den Baum an seine neue Heimat "anpassen" kann. Allerdings muss man sich als normaler Garten- und Naturliebhaber die Frage stellen, wozu man einen solchen unnatürlichen Aufwand betreiben sollte, nur um unbedingt eine bestimmte Baumart im Garten stehen zu haben, wenn man stattdessen auch im Vorfeld einen von seinem natürlichen Habitus passenderen Baum für den eigenen Garten auswählen könnte.
Im Allgemeinen ist es eher sinnvoll, mit getroffenen Maßnahmen und regelmäßigem Beischnitt den natürlich Habitus der gewählten Baumsorte zu unterstützten, anstatt dagegen zu wirken. Das spart nicht nur unnötige Kosten, sondern auch viel Zeit, da man den Baum nicht "umerziehen" muss und ihn somit in seiner natürlichen Wuchsform unterstützen kann. Dies wird er einem sicherlich sehr danken und man hat viele Jahre Freude an ihm. Muss ein Baum dennoch seine Wuchsform etwas mehr an "anpassen", so sollte dies noch in einem sehr frühen Stadium geschehen. Je jünger der Baum, desto "leichter" lässt er sich umerziehen, eben wie bei uns Menschen. Gut schnittverträgliche Gehölze, wie beispielsweise die Hainbuche, Linde, Eibe und der Buchsbaum, lassen sich aber auch im Alter noch recht gut neu Formen.
Typische Habitusformen
Die folgenden Skizzen zeigen einige charakteristische Kronenformen von verschiedenen Baumgattungen. Natürlich gibt es zahlreiche Abweichungen in den untergeordneten Arten und Sorten, die in den Baumsteckbriefen, im Bereich für Mitglieder , beschrieben werden. Als ein erster Anhaltspunkt können diese trotzdem herangezogen werden, um sich ein Bild davon zu machen, ob die jeweilige Baumgattung wirklich für den eigenen Geschmack und den angedachten Standort passend ist. Natürlich sollte die Form nicht nur mit den ästhetischen Vorlieben übereinstimmen, sondern viel mehr auch den Anforderungen des zur Verfügung stehenden Platzes gerecht werden. Denn wer sich beispielsweise wünscht, dort später im Schatten einer großen Linde die Sommertage verbringen zu können, der sollte sich auch darüber Gedanken gemacht haben, wie viel Platz diese Baumkrone tatsächlich einnehmen muss und wird, damit ein lauschiges Schattenplätzchen entstehen kann.
Es empfiehlt sich daher nicht zu unrecht, dass man sich wirklich sehr intensiv mit den Habitusformen auseinandersetzt, bevor man blind einen Baum in den Garten setzt. Ein guter Rat von einem Fachmann sollte dabei auch nicht fehlen, denn es gibt wirklich viele Faktoren zu berücksichtigen, wie man oben lesen kann und ein Fehler bei der Pflanzung kann nicht nur den Garten verunstalten, sondern auch irgendwann zu unschönen Nachbarschaftsstreitigkeiten führen, wenn sich diese von einer zu ausladenden Baumkrone gestört fühlen. Vorsicht ist auch hier die Mutter der Porzelankiste!
Birke (Betula)
Birne (Pyrus)
Buche (Fagus)
Eiche (Quercus)
Fichte (Picea)
Kiefer (Pinus)
Kirsche (Prunus)
Lärche (Larix)
Linde (Tilia)
Pyramiden-Pappel (Populus)
Tanne (Abies)
Ulme (Ulmus)
Walnuss (Juglans)
Zypresse (Chamaecyparis)